Interview mit Happy House Sänger Max Deecke
Marco: Also erstmal ein richtig dickes Danke für den geilen Gig im Treibsand!
Max: Danke 😊
Marco: Die Jungs vom Stromgitarren Einsatz kenne ich praktisch seit ihrer ersten Sendung, und kannte schon deren bunte Zusammensetzung aus den vorherigen Liveeinsätzen, und unter dem Namen Happy House habe ich etwas ganz anderes erwartet.
Max: (lacht) Ja, das macht Sinn 😊
Marco: Ja, ich stand dann da, und war völlig baff, da ich Metal seit 1985 ungefähr höre, und habe so praktisch die Entwicklung des Black Metal sehr früh mitbekommen. Damals waren Venom noch die Ultrabösen, und dann waren plötzlich Darkthrone auf Markt und ich stand ziemlich alleine da in meinem Kumpels Kreis da, und ja ihr habt mich sofort an die alten Sachen erinnert.
A Blaze in the nothern Sky ist für mich das absolut Album.
Max: Ja, das ist auch richtig schick!
Marco: Ich fühlte mich dann auch wirklich gleich, bei den ersten Riffs, sofort wie zu Hause. Es hat mir von Anfang an sehr gut gefallen! Ich war nur eben erst mal baff, als ich Euch nur zu zweit auf der Bühne gesehen habe.
Max: Ja, zu dem Namen kann dir schon mal eine kleine Story erzählen, wie es zu Happy House kam.
Marco: Sehr gerne! Das interessiert mich schon sehr, ich hatte schon so eine gewisse Vermutung, was hinter dem Namen stecken könnte.
Max: Dann erzähle am besten einfach, wie es überhaupt angefangen hat. Ich habe mal irgendwann ca. 2014, 15 oder 16, in einer Melodic Deathmetal Band Schlagzeug gespielt. Irgendwann wurde mir das zu viel Gitarren Gedudel. Es ist ja ganz schön, und auch cool, wenn Gitarristen so krasses Gedudel spielen, aber es hat mich irgendwann nicht mehr so angesprochen. Ich wollte dann zu der Zeit, befand mich irgendwie in dieser Posthardcore Emophase, und hatte tatsächlich auch schon Leute für eine Band zusammen gehabt, und wollten uns Happy House nennen. Das war der Einfall von dem einen Gitarristen.
Im Sommer 2020 habe ich einfach mal, ich länger längere Zeit nicht gespielt, aus Jux zur Gitarre gegriffen, obwohl Schlagzeug mein eigentliches Instrument ist. Bei den gespielten Riffs merkte ich, es geht ja voll in die Richtung Black Metal, und vielleicht könnt ich da ja mal was draus machen? Dann habe ich nachher gesagt, okay jetzt habe ich 2 Songs fertig, welche der Grundstein für die Isolation EP waren.
Das war also die erste EP von mir, ich betonen erstmal von mir, da wir ja mittlerweile sind wir ja zu zweit sind, aber dazu komme ich noch. Dann habe ich mir gedacht, machst du noch ein bisschen Ambiente Kram mit Synthesizer und dann ein bisschen was einsingen und dann brauch ich noch einen Namen und hab dann gedacht das ja dieses frühere Emo Post Hardcore Projekt nichts geworden ist, und den Namen fand ich aber immer noch cool, gerade für diese Kontroverse, da auch im Emo Post Hardcore Happy House eigentlich völlig falsch vom Namen her ist. Gerade happy, da ja meine Texte halt auch viel mit Tod, Selbstmord und Verderben und so, zu tun haben dachte ich mir dann machst du jetzt auch so, und nimmst du diesen Namen. So habe ich den ehemaligen Gitarristen von damals gefragt, er meinte, er hab da sowieso nichts mehr mit am Hut und habe ich mir den Namen dann genommen. Viele fragen, warum heißt deine Band Happy House wenn du solche Musik machst? Und ich finde es passt einfach, es muss ja nicht immer so ein finsterer Name sein.
Marco: Ich hatte gedacht, dass es vielleicht eine Anspielung auf Darkthrone ist, da ja, wie sich rausgestellt hat, Fenriz es ja auch eher der Kasper unter den Blackmetalern ist.
Max: Ja also hat auch so ein bisschen was damit zu tun, also einmal das was ich meinte, dieses bisschen Kontroverse, man hört Happy House denkt sich, okay ist das irgendwie so ein Indie kram? Es hat mir schon mal jemand mal die Frage gestellt, ob ich Indie Pop oder so mache. Es soll jetzt nicht so übermäßig witzig sein, aber so als kleiner Scherz ist es schon gedacht.
Marco: Ich war auf jeden Fall sehr positiv von dem Auftritt überrascht, und vom Publikum kam auch sehr positives Feedback, aber auch die haben den Rest der Band gesucht.
Max: Ja, das ist auch sowas, wir haben ja jetzt noch nicht viele Konzerte gespielt. Bisher 2 Konzerte da es ist ja wegen Corona alles nicht geklappt hat. In Wismar war ja der erste Gig, das war eine Woche bevor wir im Treibsand gespielt haben, und da waren halt auch Leute die gesagt haben, ja es ist super aber wo sind denn die Anderen? Sind die krank oder Sonst was?
Letztendlich ist es so es ist halt einfach schwierig, wenn man viele Leute in der Band hat, eventuell diesen Stil aufrecht zu erhalten. Ich weiß jetzt nicht genau wie ich das beschreiben soll, es ist halt so, je mehr Leute in einer Band sind, umso komplizierter wird es. Es passt manchmal einfach nicht, und der Grundgedanke war eigentlich ein Soloprojekt. Und ich hab aber gemerkt, durch die erste EP, das ja das Projekt ziemlich gut ankam. Gerade, lustigerweise, gerade so im osteuropäischen Raum. Aus der Ukraine, Russland und so, kamen ziemlich viele positive Kritiken auf mich zurück. Das wäre dann auch nochmal eine Überlegung ob man, wenn sich alles etwas beruhigt hat, und sobald es möglich ist, man eine Tour macht. Irgendwie in Richtung Polen und Tschechien.
Marco: Aus der Ecke kommt ja einiges an guten Bands, also gerade aus dem Blackmetal. Eine der für mich der neuesten Entdeckungen, ist die Band 1913 (Max korrigiert, 14, 1914 und beide lachen) ja 1914 Entschuldigung.
Max: Auf jeden Fall, die sind echt gut! Ich finde, dass sie die Thematik des Ersten Weltkrieges, durch das Bühnenbild, und das tragen der Uniformen, echt cool umsetzen.
Marco: Aber jetzt geht es ja um Happy House, und für Soloprojekt finde ich das erste Sahne! Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, hast du hast die Drums und das Keyboard selber eingespielt?
Max: Ja genau, das ist das alles von mir selber gemacht, genau wie auch auf der zweiten EP, Wenn der Tag der Nacht weicht. Das ist noch alles Soloprojekt gewesen.
Dann hab ich mit meinem Kumpel B, der jetzt live die Gitarre spielt, zusammen getan. Ich möchte mich, wenn wir live spielen, auf den Gesang konzentrieren. Für Gesang, und zeitgleich Schlagzeug, sind die Drumparts stellenweise zu kompliziert.
Deswegen dachte ich mir, okay wir müssen das live irgendwie umsetzen, und deshalb spielten wir nochmal alles neu ein, um es live wiedergeben zu können. Live war es also ein anderer Mix, als er auf den EPs zu hören war, damit wir etwas völlig Neues Live darbieten können.
So kam B dann als zweites Bandmitglied dazu.
Die meisten Ideen und Texte kommen nach wie vor von mir, aber wir beide tauschen uns auch bei Riffs und Texten aus. Wenn wir sagen das passt zusammen, wird daraus einen Song. Und das ist wiederum das was ich meinte, mit dem hätten wir jetzt noch jemanden dabei der wird dann vielleicht sagen nee das finde ich nicht so gut, obwohl wir beide das gut finden, dann ist es kompliziert. Bei Happy House ist es so, es sollte eine Richtung bleiben, das ist nun mal diese Old School Blackmetal Schiene. Darin es ist aber auch moderner Kram drin eben durch diese ja durch diese Ambient Parts, und diese ruhigen Gitarren. Eben ein bisschen wie Harakiri for the Sky zum Beispiel.
Marco: Ja, die Band sagt mir was.
Max: Jedenfalls es ging ja eben darum mit dieser Combo Geschichte. Also das wir ja zu zweit sind, und sollte es mal irgendwie passen, dass ich oder wir einen Drummer finden, der das wirklich durchgehend hinkriegt, was B und ich uns vorstellen, wäre es super. Das Songwriting und so, das wird auf jeden Fall bei B und mir bleiben, da wir genau diesen Stil haben, und den wir wollen beibehalten. Dazwischen Funken sollte uns niemand, da sind wir etwas Eigen.
Die Texte schreib ich dann, und textlich ja geht Es ja, was ich vorhin schon am Anfang gesagt habe, ja viel um Tod oder Selbstmord, weil man das halt selbst erlebt hat. Und da ist das Projekt auch ein bisschen dazu da, um diese ganzen Sachen zu verarbeiten, und um mal irgendwas loszuwerden was man so nicht wiedergeben kann.
Also ich selbst bin eigentlich relativ ruhig so vom Wesen her, und habe auch kein Problem irgendwie mal so still in der Ecke zu sitzen und anderen Leuten nur zuzuhören, ohne dass ich irgendwas sagen muss. Aber so die Musik jetzt mit Happy House und diese Texte zu schreiben, das ist halt für mich eine Art das mal wieder zu geben, und einfach diese Last oder diesen Druck, den man selber hat einfach mal raus zu schreien. Das Einsingen im Studio, das muss man ja machen, damit das auf dem Album auch drauf ist, aber das live wiederzugeben, hat mich total geflasht, jetzt gerade im Treibsand tatsächlich noch mehr, das war halt in Lübeck. Da kenn ich die Leute auch größtenteils, und das war ein Heimspiel. Und mal mit meinen eigenen Texten, auch wenn vielleicht nicht alles immer verständlich ist, aber das ist auch an sich nicht so wild, aber es ist einfach ein schönes Gefühl das einfach mal rauszuschreien, quasi die Leute anzuschreien! Aber ich glaub du weißt, worauf ich hinaus möchte?
Marco: ja, du benutzt die Musik praktisch als Kunstvolle Form der Psychohygiene.
Max: Genau sowas, auch um Emotionen zu verarbeiten sag ich mal. So letztendlich, wenn ich gefragt werde, was sind deine Texte und warum denn so düster, sag ich dann auch, es ist halt eine Form von Verarbeitung und einfach die Emotionen frei zulassen. Was man sonst so privat vielleicht gar nicht machen will. Aber durch die Musik kann man das kunstvoll rüberbringen. Nicht nur die Texte, es sind ja auch die Riffs, beziehungsweise die Melodien, die auch in den Songs einfach drinnen sind. Das wo man das verarbeitet man denkt, man sitzt dann an der Gitarre, also ich mach das, wenn ich Songs schreibe, dass ich mir dann einfach 1 bis 2 Bier gönne, oder so, und dann einfach ein bisschen den Geist frei mache, und einfach drauf los spiele. Irgendwann merke ich, okay ich habe jetzt eine Melodie gefunden, die für mich gerade richtig passend ist, und mich auch emotional gerade anspricht. So ist der Songwriting Prozess bei mir.
Also wir haben jetzt gerade eine neue EP fertig, die ist jetzt gerade in den letzten Zügen. Es wird jetzt noch ein bisschen gemischt, und noch etwas Gesang aufgenommen. Dann wird die so, geplant Ende März, Anfang April wohl rausgehauen.
Marco: Ok, dann kann ich mich ja, und ebenfalls die Leser, auf was freuen!
Max: Ich bin auf jedem Fall auch Mirko von Fleischer, falls du den kennst? (Das kann Marco nur bejahen, da er ihn schon sehr lange kennt 😉 Ein Interview mit Fleischer ist in Planung.). Dem bin ich auch sehr, sehr dankbar da er das Ganze, mit dem Treibsand, ins Rollen gebracht hat.
Marco: Ja, da können wir uns wirklich bei ihm bedanken, er ist auch echt ein feiner Mensch!
Jetzt möchte ich mich für das tolle Interview bedanken, und wenn die neue EP draußen ist, können wir uns ja gerne mal für eine Gesprächsrunde dazu einfinden.